Die Chitimacha und andere Gruppen am Unteren Mississippi.
The Chitimacha and Other Groups of the Lower Reaches of the Mississippi.
- This Land was Theirs -
Die kolonialen Ereignisse mit ihrer Unterdrückung der indigenen Urbevölkerung und deren Dezimierung durch eingeschleppte Krankheiten brachten gerade für die kleineren Gruppen, von denen die Region am Unterlauf des Mississippis besonders geprägt war, schlimme Veränderungen mit sich. Viele Gruppen wurden aus ihren angestammten Lebensräumen verdrängt, andere mussten miteinander Verbindungen eingehen, um überleben zu können. Die Tunica aus dem Yazoo Gebiet flohen nach Süden, um den durch England angestachelten Sklavenraubzügen der Chickasaw zu entgehen. Ähnlich erging es den zahlenmäßig kleineren Gruppen der Taensa und Avoyel aus westlich des Mississippi gelegenen Gebieten. Beide wurden ebenfalls weiter nach Süden gedrängt in zentrale Teile des heutigen Bundesstaates Louisiana. Dort trafen sie auf die Tunica, die sich zunächst an die ortansässigen Houma und dann an die Biloxi annäherten, die von der Küstenregion des heutigen Staates Mississippi kommend weiter westlich Zuflucht gesucht hatten. Zusammen mit den Biloxi sind die Tunica heute als indigene Nation anerkannt. Die Houma ihrerseits mussten im Laufe der Zeit ebenfalls immer weiter nach Süden bis in die Sumpflandschaft im Mississippi Delta ausweichen, wo sie allerdings nach wie vor um eine Anerkennung als eigene Nation kämpfen müssen. Noch kleinere Gruppen wie die Grigra, Koroa und Tiou, von denen heute kaum mehr als die Namen bekannt sind, wurden von den Natchez aufgenommen und in deren Sozialgefüge integriert. Die Natchez waren die einzige ethnische Gruppe des Südostens, von der eine soziale Struktur überliefert ist, die so angelegt war oder angepasst wurde, dass eine Aufnahme fremder Gruppen nicht nur möglich, sondern geradezu erforderlich war, um diese Struktur aufrecht erhalten zu können (s.: Das Natchez Paradoxon, in: Die Natchez vom Unterlauf des Mississippi).
Daneben gibt es mit den Chitimacha eine größere Gruppe, der es gelungen ist, alle Vertreibungen aus ihrem ursprünglichen Siedlungsgebiet bis heute zu überstehen. Trotz einer mehrjährigen kriegerischen Auseinandersetzung mit der französischen Kolonialmacht zu Beginn des 18. Jahrhunderts blieben die Chitimacha in der Region, in der ihre Vorfahren schon seit Jahrhunderten lebten. Ihre Anwesenheit dort überdauerte nicht nur die französische und spanische Herrschaft, sondern auch die Vertreibungspolitik des jungen US-Staates. Ihre Nation umfasst heute einen Teil des Atchafayala Beckens im Mündungsbereich des Mississippis und ihr gehören wieder zwischen 1000 (www.whose.land) bis 1500 (www.64parishes.org) Personen an. Der Mittelpunkt liegt in der Nähe der Stadt Charenton im westlichen Delta Bereich, wo sich auch ihre Reservation befindet. Sie verfügen mittlerweile über eine staatlich Anerkennung als indigene Nation und dürfen daher ein lukratives Spielcasino auf ihrem Territorium betreiben (s.: Domestic Dependant Nations, in: Vertreibung und Diaspora im nordamerikanischen Südosten). Die Sprache der Chitimacha ist eine isolierte Sprache, die keiner anderen Sprachgruppe zugerechnet werden kann. Ausgehend von den Aufzeichnungen des Linguisten Morris Swadesh aus den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts konnte die Sprache so weit gerettet werden, dass es vor einigen Jahren gelang, eine Software zu erstellen, die jedem Haushalt zur Verfügung gestellt wurde (www. whose.land/en/communities/chitimacha-tribe-of-louisiana).
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